Am 1. Mai lud der heimische DGB zur traditionellen Maikundgebung nach Bestwig. Wolfgang Zeh machte in seiner hervorragenden Begrüßungsrede deutlich, wie wichtig der 1. Mai für die gesamte Gewerkschaftsbewegung ist. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion griffen unsere Europaabgeordnete Birgit Sippel (MdEP) und Claus Matecki vom DGB die Bundesregierung für ihre rigide Sparpolitik, die den europäischen Staaten aufgezwungen wurde und diese regelrecht wirtschaftlich austrocknen lasse. Die Sparpolitik müsse zugleich von Wachstumsimpulsen und -programmen flankiert werden. Denn nur so könne man beispielsweise die Jugendarbeitslosigkeit in den südeuropäischen Ländern senken. Ein Statement, dem ich mich voll und ganz anschließen kann.
Am Tag darauf erinnerte die SPD in der Neheimer Fußgängerzone an die Zerschlagung der Gewerkschaften vor 80 Jahren durch die Nationalsozialisten. Dabei machte ich in einem kurzen Grußwort deutlich: “Erinnerungen an das Böse schaffen Grundlagen im Kampf für das Gute.” Wolfgang Zeh, Kreisvorsitzender des DGB im HSK, hielt anschließend die Gedenkrede. Er schilderte, wie die Gewerkschaften nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft aus Sorge vor einem Verbot versuchten, sich dem Regime anzupassen. Er zitierte dabei den Vorsitzenden der freien Gewerkschaften Theodor Leipart der mit den Worten „Organisation nicht Demonstration ist das Gebot der Stunde“ einen für die Gewerkschaften fatalen Irrtum einleitete, nämlich den, das NS Regime als Übergangsphänomen anzusehen. Nachdem die Nazis dann den 1. Mai 1933 als „Tag der nationalen Arbeit“ für sich vereinnahmt hatten, kam für die Gewerkschaften am Morgen des 2. Mai das böse Erwachen. Im Sauerland wurde das Büro des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Neheim von SA und SS besetzt. Der Gewerkschaftssekretär Karl Fromme überlebte diesen Tag nicht. Unklar ist, ob er von den Schergen der Nazis ermordet wurde, oder ob er aus Verzweiflung Selbstmord beging. Auch die im Sauerland dominierenden christlichen Gewerkschaften blieben nicht unbehelligt. So fuhr eine große Delegation des Neheim-Hüstener Christlichen Metallarbeiterverband am 2. Mai 1933 zur Beisetzung des verstorbenen Verbandsvorsitzenden Franz Wieber nach Duisburg. Als sie zurückkehrten, fanden sie zu ihrer Überraschung das Gewerkschaftshaus durch die nationalsozialistische Betriebszellenorganisation besetzt vor. Ähnliche Szenen spielten sich anderen Teilen des Sauerlands und in ganz Deutschland ab. Zwölf Jahre gab es keine freie Arbeiterbewegung mehr in Deutschland. Viele Gewerkschafter aller Richtungen, Sozialdemokraten und andere Gegner des Regimes – auch aus dem Sauerland – wurden verfolgt und ermordet.
Ich kann den Worten von Wolfgang Zeh nur zustimmen: Die zentrale Lehre aus den Ereignissen des 2. Mai 1933 und der vorangegangen Wochen muss sein, dass es kein Zurückweichen vor (neo-) nazistischen Umtrieben mehr geben darf. Wie aktuell das Thema ist, zeigen der bevorstehende „NSU-Prozess“ oder das Verbotsverfahren der NPD. Zum Abschluss der Veranstaltung gedachten alle Teilnehmer in einer Schweigeminute den Opfern der nationalsozialistischen Diktatur.