So kann es nicht weitergehen

20. Mai 2015

Der nachfolgende Artikel verfasst von Annette Dülme wurde am 19. Mai 2015 in der Westfalenpost sowie online unter www.derwesten.de veröffentlicht.

SPD-Fraktion vor Ort: Bundestagsabgeordnete hörten sich beim Qualitätszirkel der Gesundheitseinrichtungen in der Stadt an der Diemel die Meinung der Praktiker an der Basis an.

edgarfrankeveranstaltung3Die Menschen werden älter und benötigen mehr Pflege – so schätzen Experten die Zukunft ein. Schon jetzt stoßen viele Einrichtungen an ihre Grenzen, um die wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten. „So wie bisher kann es auf keinen Fall weitergehen.” Diese klare Aussage stammt vom Qualitätszirkel der Marsberger Pflege-und Gesundheitseinrichtungen, der genaue Vorstellungen hat, wie sich die Pflege zukunftssicher gestalten lässt.

Dem Qualitätszirkel gehören Einrichtungs- und Pflegedienstleitungen der Marsberger Einrichtungen an. Anlässlich des Internationalen Tags der Pflege diskutierten sie ihre Forderungen und Vorstellungen an das neue Pflege- und Gesundheitsstärkungsgesetz in großer Runde mit den politisch Verantwortlichen auf Bundesebene.

Im Rahmen der Fraktion-Vor-Ort-Veranstaltung waren der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese und sein Berliner Fraktionskollege Dr. Edgar Franke in Marsberg. MdB Dr. Franke ist als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses maßgeblich an der Ausgestaltung der Gesetze und damit an der Entwicklung des Gesundheitswesens beteiligt.

Nachmittags diskutierten die beiden Bundespolitiker mit dem Qualitätszirkel der Marsberger Pflege- und Gesundheitseinrichtungen im DRK-Haus am Bomberg, abends stellten sie in der Tenne im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Überlegungen und Ziele der SPD-Bundestagsfraktion vor. Dazu gehört: aktivierende Pflege und Rehabilitation besser zu fördern, Maßnahmen für eine integrierte wohnortnahe Versorgung zu schaffen und Pflegestützpunkte einzurichten.

Bessere Förderung notwendig
Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz will die Koalition die Verteilung der Ärzte in Deutschland verändern. Überversorgung in Ballungszentren soll entzerrt, Unterversorgung in ländlichen Regionen behoben werden. „Kommunen können durch die erleichterte Gründung von medizinischen Versorgungszentren und die ärztliche Ansiedlung aktiv mitgestalten”, sagte Dr. Edgar Franke.

Vor allem aber wollten die beiden Bundespolitiker die Erfahrungen und Meinungen der Menschen vor Ort hören, um sie, wie sie sagten, in die parlamentarische Arbeit einfließen zu lassen.

edgarfrankeveranstaltung2Höhere Wertschätzung
Worte, die sich der Qualitätszirkel der Marsberger Pflege- und Gesundheitseinrichtungen nicht zweimal sagen ließen. Der demografische Wandel in Marsberg und im gesamten Hochsauerlandkreis bringt es mit sich, dass immer mehr Menschen in Krankenhäusern, Pflegezentren, Wohneinrichtungen oder durch ambulante Pflegedienste betreut werden.

Die Mitglieder des Qualitätszirkels sind sich einig: „Um dauerhaft eine qualifizierte Versorgung und Assistenz anbieten zu können und dem pflegerischen Nachwuchs ansprechende berufliche Perspektiven zu bieten, müssen dringend bessere finanzielle, strukturelle und rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden.”

Die Arbeit der Pflegenden und Betreuenden müsse durch entsprechende Entlohnung auf der Grundlage rechtlich gesicherter Personal- und Finanzierungsstandards eine höhere Wertschätzung erfahren. Dies sichere auch eine nachhaltige, menschenwürdige Versorgung und Betreuung der Gesellschaft.

Ein weiteres Thema war die Generalisierung der Pflegeausbildung. Laut den Einrichtungs- und Pflegedienstleitungen der Marsberger Pflege- und Gesundheitseinrichtungen sind die Anforderungen an die Altenpflege, Gesundheits­und Krankenpflege aber auch Heilerziehungspflege heutzutage nahezu identisch.

edgarfrankeveranstaltung4Dokumentationspflicht belastet
Die Dokumentationspflicht sah der Qualitätszirkel als große Belastung an, die nicht zu leisten sei und wünscht sich da einen vertretbareren Rahmen. „Es gibt Reformbedarf”, räumte Dr. Franke ein. Auch in der Krankenhauslandschaft: „Wir brauchen in der ländlichen Region Häuser der Grundversorgung, die wir finanziell unterstützen müssen mit seriösen Sicherstellungszuschlägen.”

Kriterien dazu würden momentan erarbeitet.