von Anna Sartorius (a.sartorius@sauerlandkurier.de)
Eigentlich ist Jonas Wahle „nah am Kirchturm gebaut“, wie seine Familie gern erklärt. Doch den jungen Winterberger zieht es – zumindest für eine Weile – ins Ausland, gar über den ‘großen Teich’ bis nach Amerika. Daher bewarb er sich für ein Stipendium des Parlamentarischen Patenschaftprogramms (PPP), wurde ausgewählt und fungiert ab dem 4. August ein Jahr lang in den USA als Juniorbotschafter für seine Heimat. Als ‘Pate’ steht ihm der heimische MdB Dirk Wiese zur Seite.
„Durch das PPP sollen junge Deutsche und junge Amerikaner Kontakte knüpfen, sich austauschen und ihre jeweiligen Lebensweisen kennenlernen“, so Dirk Wiese. „Jonas passt durch seine Offenheit perfekt in das Programm.“
Der 22-Jährige hat über einen Auslandsaufenthalt schon länger nachgedacht. „Ich möchte Kulturen kennenlernen, Menschen treffen, mich weiterbilden. Dass ich die deutsche Kultur dabei nach Amerika bringen kann, ist natürlich umso besser.“
Auf die Idee, sich für das Stipendium zu bewerben, kam Jonas Wahle allerdings zufällig. Durch seine ehemalige Azubi-Kollegin bei der HSK Duschkabinenbau KG in Olsberg, Melanie Kersting, deren PPP-Jahr sich langsam dem Ende nähert, hat er von dem Projekt erfahren. Melanie Kersting lebt in West Virginia, favorisiertes Ziel für Jonas Wahle sind – wie sollte es bei einem begeisterten Skifahrer anders sein? – die Rocky Mountains.
Aber ganz gleich, wo er letztendlich sein Jahr verbringen wird: Durch das Leben bei einer Gastfamilie wird er den ‘American Way of Life’ hautnah kennenlernen. Ein Vorbereitungsseminar hat Jonas Wahle schon hinter sich gebracht. In Würzburg besuchten er und 74 andere Stipendiaten Kurse in deutscher und amerikanischer Geschichte sowie ein interkulturelles Training, um Differenzen vorzubeugen und Problemsituationen in der Gesellschaft und in seiner Gastfamilie erst gar nicht entstehen zu lassen.
Eine gewisse Anzahl an Sozialstunden wird er ebenfalls verrichten müssen – kein Problem für den Winterberger, der nicht nur Offizier bei den Winterberger Schützen und Trainer im Skiclub ist, sondern sich auch bei der KJG engagiert. Den größten Respekt hat er vor dem Autokauf, vor dem Abschluss von Versicherungen oder dem Verfassen einer Bewerbung. Schließlich wird Jonas Wahle in Amerika nicht nur auf ein College gehen – für ihn ein Wirtschaftscollege – sondern muss im zweiten Halbjahr ein Praktikum verrichten und sich den Arbeitgeber selbst suchen. So wird der Winterberger sich nicht nur kulturell, gesellschaftlich und politisch, sondern auch beruflich – sein Wunschziel ist die Filmindustrie – weiterbilden.
Und falls es doch Schwierigkeiten geben sollte, steht ihm sein ‘Pate’ aus dem Bundestag, Dirk Wiese, mit Rat und Tat zur Seite. „Ich freue mich sehr, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Das PPP ist eine riesengroße Chance. Jonas soll alles mitnehmen – sei es ein Barbecue, ein Football-Spiel, Gespräche mit Amerikanern oder berufliche Möglichkeiten.“
So sehr sich Jonas Wahle auf die Herausforderungen freut: Die Nervosität vor einem Jahr in der Fremde steigt. Vermissen, so vermutet der 22-Jährige schmunzelnd, wird er in Amerika die gute alte Mantaplatte und das deutsche Brot – zudem natürlich die geselligen Abende mit allen Generationen zuhause. Und nicht zuletzt das Schützenfest: „Ich möchte den Amerikanern zeigen, dass es nicht nur das Oktoberfest gibt, sondern auch das Schützenfest im Sauerland. Und dass es dabei nicht nur ums Feiern geht, sondern um die Tradition.“
So kann nur einer sprechen, der beides vereinen kann: „Nah am Kirchturm“ gebaut“ zu sein und dennoch (vorerst) in die Ferne ziehen zu wollen. Im Kurier wird Jonas Wahle von Zeit zu Zeit berichten.
Wer Jonas Wahle nacheifern möchte, kann sich für das 33. Austauschjahr 2016/2017 bis zum 11. September bewerben. Schüler zwischen 15 und 17 Jahren sowie junge Berufstätige bis 24 Jahre sind angesprochen.
PPP: (Quelle: www.bundestag.de)
- Im September 1983 vereinbarten der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika und der Deutsche Bundestag einen beidseitigen Jugendaustausch, das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP), das in den USA Congress Bundestag Youth Exchange (CBYX) heißt. Anlass hierzu war der 300. Jahrestag der ersten deutschen Einwanderung nach Amerika.
- Ziel ist es, ein Netzwerk persönlicher Verbindungen zwischen jungen Menschen in den USA und in Deutschland zu knüpfen, um gemeinsame politische Wertvorstellungen zu festigen und unterschiedliche Lebensweisen im anderen Land kennenzulernen.
- Das Stipendium umfasst die Reise- und Programmkosten sowie die notwendigen Versicherungskosten.
- Bundestagsabgeordnete betreuen sie als Paten – daher auch der Name des Programms.
- Schirmherr ist Bundestagspräsident Norbert Lammert.