Trafo-­Technik aus Brilon für die Bahn

22. November 2016

Quelle: Westfalenpost, Jürgen Hendrichs

ABB entwickelt neue Produktionslinie. Standort in der Keffelke restrukturiert

Brilon. Mit einer neuen Fertigungs­linie für Bahnantriebs-Module be­tritt die Firma ABB Transformato­ren in Brilon im Rahmen ihrer Um­strukturierung und Standortsiche­rung einen neuen Marktbereich. „Die letzten 18 Monate waren eine sehr intensive Zeit“, blickte Werk­leiter Sven Soetebier am Dienstag beim Besuch von SPD-MdB Dirk Wiese und weiteren Gästen aus der Kommunalpolitik auf eine schwie­rige Unternehmensphase zurück, die von Arbeitsplatzabbau und der Entwicklung neuer Produkte ge­prägt war.

Die Belegschaft am Standort in der Keffelke istum rund 30 Prozent auf derzeit 150 reduziert worden, analog zur Anpassung der Kapazi­täten auf den rückläufigen Kernbe­reichen Marine, Öl und Gas, sagte Soetebier.

„Die letzten 18 Monate waren eine sehr intensive Zeit.“
Sven Soetebier Werkleiter

Vor allem der neue Transforma­tor für den Schienenverkehr lässt ABB positiv in die Zukunft bli­cken. Bei mehreren privaten Bahn­gesellschaften in der Schweiz sind die neuen Transformatoren bereits eingesetzt worden. Dabei handelt es sich um rund drei Meter lange, anderthalb Meter breite und etwa drei Tonnen schwere Module, die auf dem Dach der Züge integriert werden. So habe zum Beispiel ein Zug der Schweizer Süd-Ost-Bahn mit den ABB-Transformatoren aus Brilon bei einer Fahrleistung von einer halben Millionen Kilometer eine Energieeinsparung von sieben Prozent erzielt. Sven Soetebier: „Das ist für einen Bahnbetreiber eine ganze Menge.“

Waren die Bahnantriebstrans­formatoren bisher Einzelanferti­gen oder Kleinstserien, geht mit einem aktuellen Auftrag für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR) das Know-How aus der Kef­felke erstmals in Serie. Die Flotten-Umrüstung, so Soetebier, sei „für uns ein interessantes Thema“. We­nigstens 80 Transformatoren sollen für den VRR montiert werden.

Rund 400 000 Euro investiert

Dazu hat das Werk eine neue Ferti­gungslinie eingerichtet. Durch die Auslagerung diverser Tätigkeiten nach Lodz/Polen war Platz dafür frei geworden. Die Mitarbeiter wurden in Konzeption und Aufbau des Workflows eingebunden. Die Anlage ist auf eine Kapazität von rund 250 Transformatoren im Jahr ausgelegt. Investitionsvolumen: rund 400 000 Euro. Durch interne Schulungen und Fortbildungen sei­en die Einsatzmöglichkeiten der Mitarbeiter erweitert worden, heißt es. Im Produktionsbereich z. B. könnten jetzt rund 40 Prozent der Beschäftigten verschiedene Jobs erledigen. Und selbst aus der Verwaltung seien, „falls erforder­lich“ (Soetebier), Mitarbeiter in der Lage, in Montage und Service aus­helfen. Und schließlich sei auch die flexible Arbeitszeit ein Baustein der Kundenorientierung.

Bürgermeister Dr. Bartsch be­zeichnete ABB als Beispiel für die Leistungsfähigkeit der südwestfäli­schen Wirtschaft. MdB Dirk Wiese hob die „gute Standortpolitik“ der Stadt Brilon hervor.

 

Historische Wurzeln
Die Firma ABB Transformato­ren in Brilon ist 1988 im Breme­cketal durch einen Zusammen­schluss der Firmen BBC und ASEA entstanden.
Vorgängerunternehmen wa­ren die 1921 gegründeten Do­minit-Werke.
2010 bezog ABB Transforma­toren an der Keffelker Straße ein neues Werk mit rund 11000 Quadratmetern Produktionsflä­che.