„Demokratie als Lebensform“

30. Dezember 2018

Text und Foto: Kristin Sens, SauerlandKurier, 22.12.2018

Marsberger Bürgerwiese erhält Julius-Drescher-Preis

Wenn alle gekommen wären, die bei der Bürgerwiese mitgemacht haben, dann hätte der Festsaal im Bürgerhaus in Marsberg nicht ausgereicht. Aber es waren viele gekommen, um bei der Verleihung des Julius-Drescher-Preises an das Projekt Bürgerwiese dabei zu sein, der zum fünften Mal von den Sozialdemokraten des Hochsauerlandkreises „für außerordentliches, bürgerschaftliches Engagement und den damit verbundenen vorbildlichen Einsatz für die Demokratie und eine solidarische Gesellschaft“ vergeben wurde.

„Die Bürgerwiese ist etwas Besonderes und Einzigartiges, weil wirklich alle mitgemacht haben, jeder nach seinen Talenten und alle waren gleich“, hob Bürgermeister Klaus Hülsenbeck hervor. Das Preis-Kuratorium habe sich sehr schnell auf die Bürgerwiese verständigt. Sie sei ein würdiger Preisträger, denn sie erfülle alle drei Eckpunkte der Auswahlkriterien, erklärte Kuratoriumssprecher Franz Müntefering: In ihr kommt „Demokratie als Lebensform“ zum Ausdruck, sie ist ein lokal verankertes Projekt für die Menschen der Region (von Bürgern für Bürger) und Menschen sind aufgestanden und aktiv geworden, ganz nach der Devise: „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“.

MdB und SPD-Kreisvorsitzender Dirk Wiese, der die Laudatio übernahm, erlaubte sich einen Rückblick auf frühere Preisträger, beginnend mit dem Umwelt-Pädagogen Friedel Schumacher (2010), der damals, so Wiese, „ein Pionier auf seinem Gebiet“ gewesen sei und mit seinem Grundsatz, dass alle „große“ Politik – so auch beim Klima- und Umweltschutz – sich letztendlich im Kleinen, Lokalen entscheide, heute aktueller ist denn je. „Global denken – lokal handeln“, war Schumachers Devise – und die kann man ohne Weiteres auf die Bürgerwiese übertragen. „Die heutigen Preisträger haben vorbildlich gezeigt, was alles mit Ausdauer und Teamgeist möglich ist“, unterstrich Wiese. Das gemeinsame Agieren unterschiedlichster Personen habe den gesellschaftlichen Zusammenhalt gestärkt. „Hätten wir überall solche Projekte, die Gemeinschaft ermöglichen, so wäre vieles heute leichter, viele Vorurteile und Ressentiments würden sich in Luft auflösen“, so der Bundespolitiker.

Sandra Pohlmeyer bedankte sich im Namen aller „Büwi-Mädels“: „Wir freuen uns riesig über diesen schönen Preis und die damit verbundene Wertschätzung.“ Fast schien sie etwas eingeschüchtert von den Worten des Laudators: „Demokratie ist ein großes Wort für so ein kleines Projekt“ – sie bestätigte jedoch kurz darauf selbstbewusst: „Aber ist nicht auch lokales Engagement Demokratie?“ Pohlmeyer zeigte sich besonders zufrieden darüber, dass fast alle Ideen, die in der Projektfindungsphase und den Planungsworkshops entwickelt worden seien, hätten umgesetzt werden können, angefangen von der Krabbelröhre für die Kinder, über die Hollywood-Schaukel, die nur leicht angepasst werden musste, bis zum Bühnenpodest – einem Wunsch der Jugendlichen.

Beach-Volleyball-Turnier mit Konzert Mit dem Preisgeld in Höhe von 500 Euro soll ein Beach-Volleyball-Turnier, verbunden mit einem Konzert der Briloner Band „Rustikarl“, finanziert werden. Sogar der Termin dafür steht schon; es ist der 1. Juni. Die Bürgerhilfe/Büwi-Mädels werden dabei mit dem früheren Preisträger „Ensible“ zusammenarbeiten, der in diesem Sommer, unter anderem auch in Marsberg, das Leader-Jugendkultur-Projekt (Schulhoffestival und Backyards-Art-Gallery) realisiert hat. „Somit schließt sich ein Kreis“, schloss die Bürgerwiesen-Initiatorin.

Hintergrund: Der Julius-Drescher-Preis wurde anlässlich seines 90. Geburtstags ins Leben gerufen und wird alle zwei Jahre vergeben. Bisherige Preisträger: 2010: Friedel Schumacher (Brilon), 2012: Ensible e. V. (Bad Fredeburg), 2015: Integrationsrat der Stadt Arnsberg, 2017 Reinhard Schmidt (Meschede) und Reinhard Schandelle (Marsberg). Yao Houphouet (Ensible) und Reinhard Schandelle nahmen beide an der diesjährigen Preisverleihung teil. Der Namensgeber des Preises, Julius Drescher (1920-2015) ist in Brilon geboren. Er war nach dem Krieg Mitbegründer der Briloner SPD, von 1956-1958 und von 1961-1963 Bürgermeister von Brilon und von 1956 bis 1980 (mit kurzen Unterbrechungen) nordrhein-westfälischer Landtagsabgeordneter.

 

Zum Bild: Große Freude herrschte bei den „Büwi-Mädels“ mit ihren Kindern und dem Vorstand der Bürgerhilfe Marsberg für die Anerkennung. Bürgermeister Klaus Hülsenbeck, die Kuratoriumsmitglieder Dirk Wiese und Franz Müntefering sowie Manfred Drescher (Sohn des Preisstifters) gratulierten. Foto: Kristin Sens/SauerlandKurier