Die Mütter des Grundgesetzes und die starken Frauen aus dem Sauerland

25. April 2019

Die neue Sonderausstellung unter der Schirmherrschaft des MdB Dirk Wiese (SPD) wird am 10. Mai 2019 um 18 Uhr im Museum Haus Hövener eröffnet. Sie zeigt, wie wichtig Demokratie, Gleichberechtigung und politisches Verantwortungsbewusstsein für alle Bürgerinnen und Bürger Europas sind.

Im Artikel drei des Grundgesetzes steht „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Ein kleiner Satz, dessen fünf Worte in wenigen Sekunden geschrieben sind. Dabei stellt er jedoch einen der größten Fortschritte der letzten einhundert Jahre dar. Er steht in einem Dokument, das bis heute die Leben von über 80 Millionen Menschen in einen verfassungsrechtlichen Rahmen gießt. Rechte und Pflichten aller Bundesbürger sind darin aufgeführt. Das Grundgesetz gilt dabei als eines der stabilsten und detailliertesten Verfassungsbeispiele in ganz Europa.

Durch den dritten Artikel wird deutlich, dass das Grundgesetz ein Meilenstein der Emanzipation ist. Es waren vier Frauen, Helene Weber, Elisabeth Selbert, Frieda Nadig und Helene Wessel, die es maßgeblich mitprägten und die für die Gleichberechtigung von Mann und Frau kämpften.

Wie wichtig dieser Kampf war und ist, erkennt man nicht nur an dem Blick in die Vergangenheit. So standen bereits Nadig (SPD) und Weber (CDU) für die Lohngleichheit ein, verloren jedoch den Disput um eine verfassungsrechtlich festgesetzte Gleichberechtigung bei der Entlohnung. Denkt man an die Diskussionen rund um unterschiedliche Gehälter zwischen Mann und Frau, fällt auf, wie aktuell diese Debatte um die Emanzipation noch ist.

Manchmal scheint der Kampf der vier Frauen um die Gestaltung des Grundgesetzes geradezu dramatisch. Als sie sich für die rechtliche Gleichsetzung von unehelichen und ehelichen Kindern einsetzten, entstand der „größte Zankapfel“ der Verhandlungen, an dessen Ende immer noch zwischen gezeugten Kindern außer- und innerhalb einer Ehe unterschieden wurde. Was heute für viele undenkbar ist, war damals noch gesellschaftlicher Konsens, der erst durch eine jahrelange Entwicklung aufgehoben werden konnte.

Ein Rundgang durch die Ausstellung vermittelt den Eindruck eines langen und zermürbenden Prozesses. Wie sehr diese Anstrengungen die „Mütter des Grundgesetzes“ mitnahmen, wird ebenso deutlich, wie auch deren biografischen Hintergründe. Die Politikerinnen waren nicht nur wichtige Köpfe bei der Schaffung des Grundgesetzes, sondern auch Mütter, Ehefrauen und Vordenkerinnen ihrer Zeit. Der in wenigen Sekunden geschriebene Satz ist somit das Endresultat einer langen aber notwendigen Auseinandersetzung.

Wer nun glaubte, dass solche Frauen nur in Bonn oder Berlin wirkten, der irrt jedoch gewaltig. Neben der Wanderausstellung des Familienministeriums wurde die Ausstellung um bemerkenswerte Beispiele der Sauerländer Frauen erweitert. Immerhin ist gerade das Sauerland mit seinen Städten und Dörfern eine Region, wo Frauen schon immer ihre Spuren hinterlassen konnten.

Manchmal taten sie dies infolge verblüffender Durchsetzungskraft. Ida Kropff-Federath aus Olsberg beispielsweise war eine genauso erfolgreiche Unternehmerin der Olsberger Hütte wie die Vorfahrin Wilhelmine Höveners namens Charlotte Unkraut. Die Beiden leiteten den Hüttenbetrieb in Zeiten, währenddessen Gleichberechtigung und politische Mitbestimmung für Frauen noch in weiter Ferne lagen.
Aber auch abseits dieser historischen Persönlichkeiten finden sich Frauen, die in Erinnerung bleiben. Pauline Dohle, eine Hebamme, die in der schweren Nachkriegszeit werdende Mütter unterstützte oder die Ordensschwestern der Franziskanerinnen in Assinghausen sind Beispiele für starke Sauerländer Frauen. Sie alle leisteten Gutes. Sie alle widersetzten sich den Grenzen ihrer Zeit.

Die Ausstellung beleuchtet ein Thema, dem nur wenig Raum geboten wurde. Folgerichtig vermittelt sie eine wichtige Botschaft. Nicht das Geschlecht ist für die erfolgreiche Gestaltung der Gesellschaft von Bedeutung sondern Willenskraft, Befähigung und Ausdauer. Um auch anderen Orten diese Erkenntnis zukommen zu lassen, wird die Ausstellung nach dem Juni 2019 auf Wanderschaft gehen. Immerhin ist das Sauerland groß und starke Frauen findet man hier überall. Der nächste Ausstellungsort wird das Stadtmuseum Obermarsberg sein. Weitere Museen, Bibliotheken und Archive sind herzlich eingeladen, ebenfalls die Ausstellung zu zeigen.

Die Sonderausstellung „Die starken Mütter des Grundgesetzes und die starken Frauen aus dem Sauerland“ wird am 10. Mai um 18 Uhr im Museum Haus Hövener eröffnet. Neben dem Schirmherrn Dirk Wiese und der Briloner Museumsstiftung ist die AWO Brilon fester Partner der Ausstellung. Klaus Opdenacker wird ein Grußwort an diesem Abend an das Plenum richten. Alle interessierten Briloner Bürgerinnen und Bürger aus der Kernstadt und den Dörfern sind herzlich eingeladen, diese Ausstellungseröffnung mitzuerleben. Um Anmeldung unter Tel. 0291-99 67 13 oder per Mail (dirk.wiese.wk@bundestag.de) wird gebeten. Anmeldeschluss ist am 7. Mai 2019.