Kaminöfen – wichtiger Beitrag zum Klimaschutz oder Luxusfeuer für Reiche? Zu dieser spannenden Diskussion trafen sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese sowie der Vorsitzende des Ausschusses für Forst, Umwelt und Landwirtschaft im Rat der Stadt Brilon, Günter Wiese, mit der Geschäftsleitung der DROOFF Kaminöfen GmbH & Co. KG.
Jährlich werden in Deutschland ca. 17 Mio. Festmeter Holz zu Heizzwecken genutzt. Dies entspricht der Energie von rd. 4 Mrd. Litern Heizöl und einer CO2-Einsparung von 20 Mio. Tonnen. Mit Holz heizt man klimaneutral, bedarfsgerecht und effizient ohne Netz- und Bereitstellungsverluste. Holzenergie garantiert Versorgungssicherheit auch bei Netzausfällen und Bedarfsspitzen. Und es wächst in Deutschland im Allgemeinen und im Hochsauerlandkreis im Besonderen mehr Holz, als genutzt wird. Die Überschüsse würden verrotten, wenn man sie nicht energetisch nutzen würde. Aber es gibt auch eine Kehrseite: Bei der Verbrennung von Holz entsteht Feinstaub, der durch die Schornsteine in die Umwelt getragen wird. Wie soll man also Klima- und Umweltschutz gegeneinander abwägen?
Vor diesem Hintergrund informierte sich Dirk Wiese, forstpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, bei dem Kaminofenhersteller DROOFF aus Brilon über den technologischen Wandel und die politischen Herausforderungen der Branche. Uwe Drooff, Gründer des Unternehmens, verwies auf die Fortschritte bei der Verbrennungstechnologie: Die heutigen Feuerstätten verursachen um das 10-fach geringere Emissionen als Geräte aus den 1980er Jahren. Und da 75 % der Einzelraumfeuerstätten in Deutschland 10 Jahre und älter sind, sieht Uwe Drooff den größten Handlungsbedarf beim Austausch gegen moderne Geräte.
Till Klask, Geschäftsführer bei Drooff, sieht eine falsche Prioritätensetzung. Während die Erreichung gesteckter Klimaziele in immer weitere Ferne rückt, wird die Luft in Deutschland immer besser. Die Emissionen von Feinstaub der besonders gesundheitsrelevanten Partikelgröße PM2,5 ist seit 1995 um mehr als 50% zurück gegangen. In Deutschland gibt es seit Jahren keine unzulässigen Grenzwertüberschreitungen. Im möglichst schnellen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen sieht Klask die wichtigste umweltpolitische Aufgabe – und da können Kaminöfen einen wertvollen Beitrag leisten.
Briloner Rats- und Kreistagsmitglied im HSK, Günter Wiese hinterfragte in diesem Zusammenhang vor allem die Pläne des Umweltbundesamtes, die Anforderungen an Schornsteinsysteme zu verschärfen. Nach aktuellen Entwürfen sollen Schornsteine ab 2024 nicht nur im Neubaubereich, sondern auch im Falle eines Austausches deutlich höher gebaut werden. Schornsteine müssten demnach den First ggf. um mehrere Meter überragen. Eine unzumutbare Anforderung für Immobilienbesitzer, die eigentlich in umweltbewusste Verbrennungstechnologie zu investieren bereit sind.
Ein weiteres Spannungsfeld für Branche und Konsumenten wird das Umweltzeichen der Blaue Engel, der ab 2020 für Kaminöfen vergeben werden soll. „Ein tolles Prädikat, das es dem Käufer leicht macht, die umweltgerechtesten Modelle zu identifizieren“, so Uwe Drooff. Wenn allerdings wie geplant ein elektrostatischer Partikelabscheider, eine elektronische Abbrandsteuerung sowie ein Katalysator gefordert werden, steigt der Gerätepreis um gut 3.000 €. „Dann wird ein Blauer Engel-Ofen zum Luxusartikel“, gibt der Gründer zu bedenken.
Dirk Wiese stellte in seinem Fazit der Gesprächsrunde klar, dass klimaneutrales Heizen in seinem Wahlbezirk bezahlbar bleiben muss. Man wird in Kontakt bleiben – in der waldreichsten Stadt Deutschlands.
Im Bild von links: Uwe Drooff, Dirk Wiese, Günter Wiese, Till Klask